Hoffmanns Erzählungen gehören zu den letzten Bühnenwerken von Jacques Offenbach –seine Premiere fand vier Monate nach des Komponisten Tode am 10. Februar 1881 statt – wobei noch dazu kommt, dass er die Oper nicht vollständig hinterließ, sodass wir heute nicht einmal genau wissen, wie sie hätte genau aussehen sollen. Es mag etwas paradox aussehen bei einem Werk, das heute zu den berühmtesten gehört.
Kaum ein Komponist hat die Musik des folgenden Jahrhunderts so beeinflusst wie Jacques Offenbach. Man kann ihn wirklich als Vater der populären Musik im wahrsten Sinne des Wortes betrachten, der das „leichte Genre“ auf ungeahnte Höhen erhob, wobei er sich dabei Weltpopularität sicherte. Ohne zu übertreiben kann man sagen, dass es ohne Offenbach die Operetten von Johann Strauß, Franz Lehár und Emerich Kálmán nicht gäbe. Diese zuletzt genannten Schöpfer betrachten dann Offenbach direkt als Vorläufer des Musicals.
Trotz dieses unbestrittenen – und wir betonen hart erarbeiteten - Erfolges seiner Operetten sehnte sich Offenbach sein ganzes Leben danach, auch als Komponist großer und ernster Bühnenwerke anerkannt zu werden, nämlich als Opernkomponist. Gerade dieser Wunsch war es, der die abenteuerliche Oper Robinson Crusoe entstehen ließ, die das F.X.Šalda-Theater in Liberec in der Originalversion erstmals im Jahre 2012 aufführte. Robinson Crusoe ist Offenbach nicht gerade gelungen aber mit der Oper, der als Sujet einige Erzählungen des deutschen Romantikers Ernst Theodor Amadeus Hoffmann vorlagen, konnte er sich, wenn auch erst nach seinem Tode als Opernkomponist durchsetzen. Dank des Librettisten Jules Barbier (das Libretto entstand auf Grund des Schauspiels Barbier und Michel Carré) wurde Hoffmann zum Helden seiner eigenen Erzählungen. Als Mann, der sich verzweifelt nach erfüllter Liebe sehnt und sie nicht findet. Offenbach wurde in diesem Werke die Gelegenheit gegeben die verschiedensten Milieus, viele Launen und Charakter aufzuzeichnen Gerade diese Zweideutigkeit der ganzen Oper, dieses Balanzieren zwischen Realität und Traum, zwischen Realität und Fantasie ist es, was den Zuschauer bereits über 130 Jahre fasziniert. Hoffmanns Erzählungen sind deshalb von besonderer Art und gleichzeitig zauberhaft. Offenbach hat sich damit als hervorragender Komponist vorgestellt, der mit Recht in die Reihe der Meister der französischen Oper in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert neben Bizet oder Gounod eingereiht werden kann.